Was ist Simultandolmetschen? Eine Einführung in die Technik
Simultandolmetschern werden häufig gefragt, wie sie eigentlich die große Herausforderung meistern, zur gleichen Zeit zuzuhören, zu übersetzen und die jeweilige Übersetzung auszusprechen.
Einfach zu beantworten ist diese Frage jedoch kaum, denn selbst unter Wissenschaftlern herrscht in diesem Zusammenhang Uneinigkeit – jedoch laufen die Forschungen dazu.
Dolmetscher können jedoch zumindest aus ihrer eigenen Perspektive erklären, wie ihnen das Simultandolmetschen gelingt.
Welche Technik grundsätzlich hinter dem Simultandolmetschen steckt, erklärt der folgende Beitrag.
Vor dem Reden abwarten
Besonders häufig werden Simultandolmetscher bei Konferenzen eingesetzt. Bei diesen wird ihnen in vielen Fällen eine professionelle Dolmetschkabine zur Verfügung gestellt. Idealerweise können sie den Redner in dieser nicht nur hören, sondern auch sehen.
Die Kabinen zum Dolmetschen zeigen sich als schallisoliert. Der Dolmetscher trägt Kopfhörer, über welche er den Redner hört. Getragen wird der Kopfhörer jedoch nur auf einem Ohr, sodass der Dolmetscher auch sein eigenes gesprochenes Wort hört. Dadurch ergibt sich für ihn die Möglichkeit, sich selbst – falls nötig – zu korrigieren.
Sobald der Redner das Wort ergreift, hört der Dolmetscher diesem erst einmal nur zu. Somit vergehen stets einige Sekunden zwischen der Aussage des Redners und der gesprochenen Übersetzung durch den Dolmetscher. Hat der Dolmetscher die erste Sinneinheit des Gesagten des Redners erfasst, beginnt er diese zu übersetzen. Die Übersetzung geschieht dabei nicht Wort für Wort, sondern stets ausschließlich inhaltlich.
Die perfekten Sprachkenntnisse der Dolmetscher ermöglichen es ihnen, das Gehörte lediglich in einer anderen Sprache auszudrücken. Somit fühlt sich ihre Tätigkeit für viele Dolmetscher gar nicht als typische Übersetzungsarbeit an.
Aufteilung der Konzentrationsfähigkeit
Besonders gefordert werden die Simultandolmetscher, wenn diese selbst noch sprechen, der Redner jedoch bereits fortfährt. Dann ist es nämlich nötig, nicht nur den eigenen Worten zuzuhören, sondern ebenfalls der Rede zu folgen. Für den Dolmetscher entsteht so das Gefühl, dass er mit seiner linken Gehirnhälfte dem Redner zuhört und mit der rechten Hälfte des Gehirns den Inhalt in eine andere Sprache umwandelt. Überaus fordernd zeigt sich daneben auch ein mehrsprachiges Simultandolmetschen.
Natürlich steht so für die Gesamtleistung eine geringere Konzentration zur Verfügung, als würden die Leistungen einzeln erbracht. Vergleichen lässt sich dies mit dem Telefonieren während des Autofahrens. Beide Tätigkeiten werden intuitiv ausgeführt, dennoch teilt sich die Konzentration auf. Tritt dann ein unerwartetes Ereignis ein, fällt die Reaktion grundsätzlich langsamer aus.
Simultandolmetscher müssen ihre Konzentration demnach auf verschiedene Tätigkeiten aufteilen. Die Prozesse laufen mit der entsprechenden Übung zwar nahezu automatisch ab, dennoch werden entsprechende Ressourcen für sie benötigt.
Mehrere Dolmetscher bei langen Konferenzen
Oft berichten die Dolmetscher so, dass sie für ihre Arbeit gegen Ende eines Arbeitstages wesentlich mehr Energie aufbringen müssen als am Anfang. Bei längeren Konferenzen kommen aus diesem Grund häufig auch zwei Dolmetscher zum Einsatz, die sich gegenseitig abwechseln und unterstützen. Festzustellen ist außerdem, dass die Dolmetscher mit schwindenden Ressourcen oft komplexe Satzstrukturen vermeiden und zusammenfassender übersetzen.
Dolmetscher können somit keinesfalls als unerschöpfliche Maschinen betrachtet werden. Sitzen sie in der Kabine über den gesamten Tag alleine und können nur kurze Pausen einlegen, kann dies sogar zu Schwindel und Übelkeit führen. Das Denken ist dann natürlich kaum noch möglich.