Ausflugstipp: Dialog im Dunkeln in Hamburg

Ausflugstipp: Dialog im Dunkeln in Hamburg

[Anzeige] Bei unserem Hamburg-Wochenende hatten wir ein wirklich einzigartiges Erlebnis, das für einen bleibenden Eindruck gesorgt hat. Beim Dialog im Dunkeln wird man für 1,5 Stunden in die Lage eines Blinden versetzt.

Das Dialoghaus in Hamburg

Wir waren wirklich gespannt was uns erwartet. 1,5 Stunden völlige Dunkelheit mit zwei Kindern (8 + 11 Jahre alt) – geht das überhaupt? Bevor die Führung beginnt, kann man sich in dem interaktiven Museum umsehen. Im Dialoghaus Hamburg gibt es viel zu entdecken und auszuprobieren. War waren 45 Minuten vor unserer gebuchten Führung da und hatten so ausreichend Zeit, um alles zu erkunden. Spielerisch wird man in die Lage von blinden, taubstummen und älteren Menschen versetzt. Hierbei werden alle Sinne auf die Probe gestellt und man muss verschiedene Situationen und Dinge fühlen, riechen und hören. Außerdem gibt es Bildschirme, bei denen man Gebärdensprache üben kann (dabei hatten die Kinder besonders viel Spaß und haben versucht, so zu kommunizieren). Auch Blindenschrift kann gelernt werden.

Bei manchen Stationen ist dabei auch Teamwork gefragt: wie gut kannst du ein Gebilde beschreiben, damit dein Partner es mit verbundenen Augen nachbauen kann? Welches Team ertastet am schnellsten die verschiedensten Gegenstände (z.B. Äpfel, Schwämme oder Tannenzapfen)?

Dialog im Dunkeln

Wir waren sehr aufgeregt, als es endlich soweit war: eine nette Reiseleiterin wartete schon auf uns. Im Vorraum bekam jeder einen für seine Körpergröße passenden Blindenstock und einer nach dem anderen stellte sich vor. Jamie sorgte direkt für Gelächter, als er einen viel zu großen Stock in die Hand bekam, weil er direkt vor einem anderen Teilnehmer stand. „Ich bin doch nicht 1,80 groß, siehst du das nicht?“ Die Antwort war zugleich auch traurig: „nein, ich sehe das nicht, ich sehe gar nichts, ich bin blind“. Die Reiseleiter für den Dialog im Dunkeln sind übrigens alle blind und das ist auch gut so. Sie kennen das Museum wie die Westentasche und sind darin geübt sich voll und ganz auf die anderen Sinne zu verlassen und die Teilnehmer sicher durch den Parcours zu führen.

Unsere Gruppe war schön klein, außer Jamie, Zoe und mir waren nur drei andere Besucher mit dabei. Ein Mitarbeiter informierte uns, dass wir alle unsere Sachen, mit Ausnahme von ein paar Münzen, in der Garderobe lassen sollten, und erinnerte uns daran, dass jedes Objekt, das Licht spendete, strengstens verboten war.

1,5 Stunden völlige Finsternis

Dann wurde es spannend: wir betraten den ersten völlig dunklen Raum und die Tür wurde hinter uns verschlossen. Nicht einmal ein Lichtspalt war noch zu sehen, kein Pünktchen von irgendeinem technischen Gerät, keine Schatten – einfach nichts. Kurz kam bei den Kindern – und ehrlich gesagt auch bei mir – etwas Panik auf. Diese völlige Unbeholfenheit, Machtlosigkeit und Abhängigkeit von unserer Reiseleiterin war ein Gefühl, das wir alle noch nicht kannten. Jamie klammerte sich an meinem Arm und fragte immer wieder „Mama, wo bist du denn?“.

Wir betraten verschiedene Themenräume und wurden dabei von der Stimme der Reiseleiterin geführt. Es war wirklich aufregend und hat enorm viel Spaß gemacht. Als erstes gingen wir durch einen Park, hörten Vögel, einen Bach und sollten eine Parkbank suchen und uns dorthin setzen. Jamie (8) hatte im ersten Moment wirklich sehr große Angst und hat sogar kurz angefangen zu weinen „ich will sehen können, wann macht denn endlich einer das Licht an?“ „Ich würde auch so gerne sehen können, aber das geht nicht. Und hier in der Ausstellung darf leider niemand das Licht anmachen“.

Wenn die Angst zu groß ist, darf man die Ausstellung natürlich jederzeit verlassen. Aber Jamie hat seine Angst überwunden und ist bis zum Schluss tapfer geblieben. Es gab noch viele weitere Räume „zu sehen“ – einen Marktplatz, bei dem wir die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten ertasten und riechen konnten, eine befahrene Straße, die überquert werden musste, ein Wohnhaus („wer zuerst auf dem Sofa sitzt, hat gewonnen!), ein Bootshaus und eine Schifffahrt. Immer wieder wurde die Stimmung durch Galgenhumor aufgelockert („wir treffen uns bei dem roten Auto!“), es war einfach unglaublich witzig und die Gruppendynamik war einfach toll. Zum Schluss ging es noch ins Kino. „Das wird jetzt besonders schwierig für dich Jamie, denn im Kino müssen alle 6 Minuten lang leise sein“. Aber er hat es geschafft und alle haben applaudiert ;).

Snack im Dunkeln

Nach der Tour geht es in eine Dunkelbar, bei der man Snacks oder Getränke kaufen kann. Ich hatte einen 5,-€ Gutschein mitgenommen und habe einfach mal darauf vertraut, dass ich das richtige Wechselgeld bekomme ;). Bestellt haben wir für jeden einen Schokoriegel und ein Trinkpäckchen, das hat überraschend gut geklappt. Als jeder einen Sitzplatz ertastet hatte, durften wir unsere Reiseleiterin mit Fragen löchern. Wir hätten noch stundenlang fragen können, alle waren neugierig. Nachdem wir uns von unserer Reiseleiterin verabschiedet hatten, landeten wir in einem kleinen, halb beleuchteten Raum, um uns wieder an das normale Licht im Freien zu gewöhnen.

Insgesamt war es eine tolle Erfahrung für die ganze Familie, die uns noch lange beschäftigt hatte. Vor allem Jamie lässt das Erlebnis noch heute nicht los. Seine Idee zwei Wochen nach der Tour: „Mama, wir fahren da noch mal hin und geben der Frau 100,-€, damit sie in den Räumen mal das Licht anmacht. Ich möchte sehen, wie das alles im Hellen aussieht.“ Leider wird dieser Wunsch wohl unerfüllt bleiben – denn dann würde ja der ganze Zauber verloren gehen.

In Kooperation mit dem Dialoghaus Hamburg

Eva

Ich bin seit 2008 Produkttesterin, seit 2011 mit dem eigenen Produkttestblog. In meinem Blog schreibe ich über Online-Shops, Produktneuheiten, Freizeitaktivitäten und Reiseziele für Familien und starte wöchentlich Gewinnspiele und Testaktionen für meine Leser. Ich bin alleinerziehend und wohne zusammen mit Tochter Zoe (geb. Februar 2008) und Sohn Jamie (geb. Dezember 2010) in Kirchlengern. Hauptberuflich bin ich zuständig für die Lohn- und Gehaltsabrechnung der Mitarbeiter.